Entlang der alten Rödelbachtalbahn

Anlagen keiner direkten Vorbildsituation entsprechen, aber so irgendwo auch in real stehen könnten
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Sound4EEP
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Entlang der alten Rödelbachtalbahn

#1 Beitrag von Sound4EEP »

Hallo EEP-Fans der schmalen Spur!

Heute entführe ich euch mal in Geschichte der Rödelbachtalbahn. Bestimmt kann mit dem Begriff keiner was anfangen. Dies ist ein Streckenteil der ersten, längsten und steilsten Schmalspurbahn Sachsens, der Strecke Wilkau-Haßlau - Carlsfeld. Genauer gesagt handelt es sich um die Abschnitte Wilkau-Haßlau (b. Zwickau) - Kirchberg/Sachs und Kirchberg/Sachs - Saupersdorf ob.Bf. Im Vorbild wurden beide Streckenabschnitte 1881 und 1882 eröffnet und 1966 (Kirchberg - Saupersdorf) und zum 02.06.1973 Wilkau-Haßlau - Kirchberg stillgelegt und demontiert. Schon weiter oben, ab Bärenwalde begleitet stets der Rödelbach die Bahn, er entspringt am Fuße des Kuhberg bei Stützengrün/Rothenkirchen und fließt in Wilkau in die Zwickauer Mulde. Auch war er es, der die Industrialisierung mit sich brachte, entstand rund um Kirchberg eines der sächsischen Zentren der Textilindustrie. Der Bahnhof Kirchberg hatte dafür 7 Anschlussgleise, im gesamten Stadtgebiet bis hinter den Hp Kirchberg gab es über 30 Anschlussgleise für kleinere und größere Betriebe. So ist es überliefert, dass manch Wagen in seinem Leben nie die Stadtgrenzen verlassen hat. Natürlich ist von all dem heute nichts mehr übrig. Die Ruinen sind plattgemacht, einzig die älteste Parabelträgerbrücke am Hp Kirchberg (Baujahr 1881/82) thront saniert über dem Rödelbach. Leider war sie es auch, die verhinderte, dass weiter bergwärts kein Rollwagenbetrieb stattfinden konnte und 1967 der Gesamtstrecke "das Genick brach" und die Strecke zwischen Kirchberg und Saupersdorf stillgelegt und alsbald demontiert wurde.

Kommen wir zur Anlage. Ich habe die Anlage nicht 100% im Verlauf nachgebaut, sondern Szenen zu Stationen nachgebaut, quasi als Dioramen verbunden.

Saupersdorf ob Bf


Saupersdorf ob. Bf. soll der Ausgangspunkt unserer kleinen Reise sein. Hier gibt es eine betriebliche Besonderheit: Vor dem Empfangsgebäude ist gar kein Bahnhof! Dieser beginnt erst an der Ausfahrt, denn Züge mussten auf der anderen Straßenseite an der Ladestelle kreuzen. Hier war betrieblich der eigentliche Bahnhof angesiedelt.

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Eine Szene, die Günter Meyer so fotografiert hat. Rechts schon der Bus als SEV nach Kirchberg. Dies aber nur aus der Szene gemacht, natürlich fahren bei mir Züge

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Blick auf die andere Seite: Anschluss Jehn (Holzverarbetende Industrie) und Einfahrt in die Ladestelle, gerade aus geht es in die Umfahrung der Ladestelle. Hier auch ein kleiner Posten mit Fernsprecher, denn der Fahrdienstleiter saß vorn im EG.

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Die Ladestelle (Blick bergwärts). Das bergwärts führende Streckengleis verläuft hinter den Rollwagen, im Hintergrund OOw-Wagen im Anschluss Jehn.

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an der unteren Ausfahrt der Ladestelle gibt es wieder eine kleine Besonderheit: Nach der Einfahrweiche steht eine weitere H-Tafel. Sie galt für talwärts fahrende Züge mit Rollwagen. Hier war betriebliches Ende des Rf-Verkehres.

Kirchberg Hp

Auf die zig Anschlüsse der Industrie habe ich verzichtet, weil man sonst ja völlig die Orientierung verliert.

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Kirchberg Hp: einfahrender Zug aus Kirchberg (Bf) Richtung Saupersdorf.

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von etwas weiter hinten gesehen

Nach Querung der Auerbacher Straße geht es ums Eck am Fuße der Kirche und es wird der Übergang der Lengenfelder Straße passiert. Dieser verfügte ebenfalls über eine Besonderheit: Eine Haltlichtanlage (später WSSB-Anlage). Bergwärts wurde er von einem Kleinviadukt mit 7 Pfeilern und talwärts von einer, den Rödelbach querenden Brücke mit 2 Pfeilern gesäumt.

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Ein Bild dazu aus der Bauphase, denn jetzt nach Ausgestaltung ist es ziemlich schwierig alles auf ein Bild zu bekommen.

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etwas weiter gelangen wir zu diesem Signal.dem Einfahrtsignal von

Kirchberg/Sachs

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Überblick über die Bahnhofsanlagen mit Empfangsgebäude, Güterumschlag und Abstellanlagen. Am Ende befindet sich das Bw Kirchberg (1949-1967).

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An der Ladestraße

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Auf der Bahnhofstraße ist nicht viel los

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Blick hinauf zum Enfahrsignal von Wilkau kommend und das Bw Kirchberg

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Blick aus der Straße "Hinter dem Bahnhof"

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Blick ins Bw von der Wagenbühne aus

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Das Bw Kirchberg. Im Schuppen steht 99 581. Sie steht symbolisch hier (ist aber auch im Einsatz), denn 1983 wurde nicht nur der Lokschuppen abgerissen, sondern die in ihm für ein geplantes Museum untergebrachte Packwagen, Personenwagen und die 99 581 wurden an Ort und Stelle zerlegt. Damals gab es kein öffentliches Interesse, heute schaut man wehmütig zurück. Zum Glück hat eine Laterne und der Schornstein der Lok überlebt. Letztere darf bald auf ihrer Schwesterlok 99 582 wieder dampfen.

Die Stationen Cunersdorf, Culitzsch und Wilkau Hp habe ich weggelassen und so kommen wir über Neuhaara nach

Wilkau-Haßlau
(Noch im Ausbau befindlich)

Wilkau-Haßlau liegt an der normalspurigen Strecke Schwarzenberg/Erz - Zwickau/Sach HBF. Der Bahnhof in seiner ursprünglichen Form musste beizeiten umgebaut werden um den Frachtmassen gerecht zu werden. So wurde der Bahnhof richtig verflochten. Insgesamt 8 Mal kreuzten im Bahnhofsgelände die Normal- mit der Schmalspur.

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Beginnen wir mit der nächsten und größten Szene in Neuhaara am Einfahrsignal Wilkau-Haßlau. Im Hintergrund sind schon die Gleise der Strecke aus Schwarzenberg zu erkennen, lnks ein Kesselwagen mit Zucker-Sirup für die VEB Wesa, bis vor 2 Jahren war hier das leider geschlossene, einzige ostdeutsche Werk von Haribo ansässig.

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Die Bimmelbahn führt quer durch Schrebergärten bevor es über die SZ-Linie geht.

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Blick in den Bereich der Einfahrt. 99 592 steht in der Rollwagengrube, daneben die Überladerampe mit Schmalspurtransport. im Hintergrund die überdachte Laderampe für die Industrien, die mit Schmalspurgüterwagen bedient werden.

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Weiter Richtung Bahnsteige. Gerade aus die Umladehalle, rechts die WAS - Wagenausbesserungsstelle mit Lokleitung.

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Bis in die frühen 2000er hinein letztes Zeugnis der Bimmelbahn: das markante Gebäude der WAS mit Lokleitung. Hier befand sich vorn die Kohle, im hinteren Bereich der an einem Gebäude befindlich der Wasserkran (Standort Lok).

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Noch im Bau: Personenbahnhof Wilkau. Die Schmalspurbahn endete vor dem Empfangsgebäude...

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...auf einer Segmentdrehscheibe.

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Blick nach vorn... (dazu mehr weiter unten)

Leider ist von dem gewaltigen Bahnhof Wilkau-Haßlau bis auf das sanierte Empfangsgebäude nichts mehr übrig. Ob Gebäude, Fabriken - alles platt. Selbst am EG halten keine Züge mehr, der Haltepunkt wurde an den ursprünglichen Bahnhof um 1880 zurückversetzt.

Credits

Historisch:

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Blick ins alte Bw Kirchberg. Das Bw-Schild konnte ich 2012 in Meiningen erwerben.

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Wilkau Querung SZ-Linie

Alle Bilder: © Slg Mirko Singer


Als Zugabe nun einige Bilder von 2021, als ich entlang der Strecke unterwegs war.

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Ausfahrt Saupersdorf Ladestelle - hier stand die H-Tafel für den Rollwagenverkehr

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Zwischen Kirchberg Hp und Kirchberg Bf verläuft ein Radweg auf der alten Trasse. Hierzu wurden 2006 die Brücken wiederhergestellt.

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Einfahrt Kirchberg (aus Saupersdorf)

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Einfahrt Kirchberg (aus Wilkau). Rechts am Schild für Vorfahrtsstraße stand einst das Einfahrsignal. Im Hintergrund die einmündende Straße "Hinter dem Bahnhof". Im Bereich der einem Wald anmutenden Bäume befand sich bis 1983 der Lokschuppen Kirchberg mit dem Bw.

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Neuhaara: Am Ende der Straße stand das Einfahrsignal, links das mittlerweile verwaiste Haribo-Werk

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Wilkau: Nur Erinnerungen bleiben an die WAS - Wagenausbesserungsstelle

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Wilkau - Blick nach vorn!Nach über 45 Jahren des Dornröschenschlafes...

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... erwacht der Schmalspurbereich wieder zum Leben!

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Auf diesem knapp 70m langen Abschnitt sollen später einmal Wagen ihr Zuhause finden, die vom Jugendclub (im Empfangsgebäude) hergerichtet und betreut werden sollen. Aber das dauert noch. Im Juni 2023, also in einem knappen viertel Jahr wird hier zum 50. Jahrestag der Stilllegung wieder eine IV K dampfen. Angedacht ist laut Buschfunk 99 1594 der Preßnitztalbahn, die hier am 02.06.1973 zusammen mit 99 1561 (heute Mügeln) die letzten Züge fuhr.

Alle Bilder: © Slg Mirko Singer

Als Empfehlungen:
- Entlang der Strecke unter stillgelegt
- Wilkau-Haßlau - Carlsfeld Buch GeraMond Verlag (ist sein Geld absolut wert!)
- [Wilkau-Haßlau - Carlsfeld (DVD zum Buch) Reichsbahn-Dampf Teil 8 (absoluter Knüller!)

(Nein ich krieg kein Geld für Werbung, aber ich kann es euch nur empfehlen!)

So, ich hoffe, ich hab euch mit dem etwas längeren Beitrag nicht gelangweilt ;)

VG Mirko
Zuletzt geändert von Sound4EEP am 28.02.2023, 17:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Entlang der alten Rödelbachtalbahn

#2 Beitrag von Branderjung »

Hallo Mirko,
tolle Anlage, toller Bericht, tolle Fotos und erfreuliche Aussichten für Schmalspurfan`s :-)

Ansonsten alles ok bei mir, ich hoffe doch bei dir auch?

Viele Grüße vom anderen Ende der Republik
Herbert
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Re: Entlang der alten Rödelbachtalbahn

#3 Beitrag von Sound4EEP »

Hallo Herbert!

Danke :) Ja na klar, bei mir ist auch alles "im grünen Bereich" :daho

VG Mirko
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Re: Entlang der alten Rödelbachtalbahn

#4 Beitrag von MK69 »

Wie kurzsichtig mache "Oberen" doch waren mit der Verschrottung des Denkmalzuges!
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Viele Grüße aus München Meinhard (MK 69) und Toleranz ist Trumpf!
Miteinander ist immer besser wie gegeneinander!!!! FRIEDEN auf der Welt ohne Hass und Gewalt!!!

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Re: Entlang der alten Rödelbachtalbahn

#5 Beitrag von Sound4EEP »

Grüße!

Als Nachtrag von gestern, hab ich leider vergessen mit einzubauen: Geschichte der WCd von meinem Kollegen Thomas Kunze. Hier erfahrt ihr noch viel mehr inkl historischer Bilder.

VG Mirko
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