Von den Bahnen im und am Harz

Bundesbahn, Reichsbahn und Co
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gonz
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Von den Bahnen im und am Harz

#1 Beitrag von gonz »

Guten Tag miteinander und einen schönen Sonntag Morgen !

Ich bin dabei, die verschiedene Literatur zusammenzustellen, die ich so nach und nach versammelt habe und die mir (neben der Inaugenscheinnahme der alten Strecken im Gelände) als Vorbild dient. Aktuell kommt erst einmal alles an bemerkenswertem in ein Textdokument, ich würde aber auch einfach mal in lockerer Form einzelne Details und Bücher vorstellen :)

Gerade liegt vor mir : "Erinnerungen an die Südharzer Eisenbahngeschichte - Die Kleinbahn Ellrich-Zorge / Lokomotivbau in Zorge" von Manfred Dittmann, erschienen im Verlag H. Greinert, Clausthal-Zellerfeld.

Dort wird beschrieben, dass Güterwagen auf freier Strecke bei Fabriken zum Be/Entladen abgestellt wurden. Geregelt ist u.a.:

§2 regelt, dass der abzustellende Waggon über funktionierende Bremsen zu verfügen habe. Andernfalls sei in die abzustellende Wagengruppe ein zusätzlicher "Bremswaggon" eben mit funktionierenden Bremsen zu stellen.
§3 regelt, dass bei dem abgestellten Wagen eine besondere Wagen-Wache zu stellen ist, die mit Kreisbewegung einer roten Fahne oder roten Laterne ankommende Züge auf das Hindernis aufmerksam zu machen hat.
§5 regelt, dass am Fernsprecher im vor- und nachliegenden Bahnhof ein Schild mit der Aufschrift "Strecke gesperrt" anzubringen ist. Der Zugführer eines Zuges, der auf die Strecke geht, um den Waggon mitzunehmen, ist schriftlich "gegen Namensunterschrift" von dem Hindernis in Kenntnis zu setzen.

Mir macht das alles einfach richtig Spass - ich wünsche euch allen einen schönen Tag, der ja vielleicht unserem gemeinsamen Hobby gewidmet ist :)

gonz
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mozkito
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Re: Von den Bahnen im und am Harz

#2 Beitrag von mozkito »

moin gonz,

ich wünsche dir viel vergnügen bei deinen entdeckungen. ich kenne den spaßfaktor solcher unternehmungen aus eigenem erleben. halte uns auf dem laufenden :post
grüße vom gerd
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gonz
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Re: Von den Bahnen im und am Harz

#3 Beitrag von gonz »

Guten Morgen in die Runde :)

Ich berichte ein wenig aus der Wochenendlektüre...

Ekkehard Eder:
125 Jahre Eisenbahnstrecke Seesen-Osterode-Herzberg
Herausgegeben im Selbstverlag:
8. Sonderheft der Heimatblätter des Heimat- u. Geschichtsvereins Osterode am Harz u. Umgebung e.V.

Diese Art von Büchern hat etwas wehmütiges, denn es beginnt mit den geradezu unendlich sich hinziehenden Bemühungen der Osteroder Stadtväter und Honoratoren um die Anbindung an die Eisenbahn - und endet mit dem Kampf gegen die Stilllegung. Nicht umsonst gibt es einen Anhang mit dem Thema: "über die Zukunft des Schienenverkehrs am Südwestharz" von Wolfgang Hypko.

Besonders eindringlich fand ich die Schilderung, wie immer wieder auch die grossen Ereignisse der "Weltgeschichte" in das kleine Wachsen und Gedeien eingreifen. Nachdem sich um 1848 ein Eisenbahnverein in Osterode formiert hatte (sicherlich auch begünstigt durch die "Märzstimmung" und den Aufbruch in Gewerbefreiheit und bürgerliches wirtschaftliches Aufblühen), war man "schon" 1865 soweit, dass man aus Hannover (Osterode gehörte damals zum Königreich Hannover) eine Konzession für den Bau der Bahn erhalten hatte. Allerdings wurde dann ja 1866 im "Deutschen Krieg" Hannover von Preussen besetzt und anschliessend annektiert - und somit auch erst einmal alle bestehenden Rechtsakte ausser Kraft gesetzt bzw. einer "Nachprüfung" und "Neubewertung" unterzogen. Das betraf besonders den Eisenbahnbau, denn hier war man im Spannungsfeld zwischen dem umgebenen Preussen, dem Herzogtum Braunschweig, und dem jetzt als preussische Provinz Hannover "firmierenden" ehemaligen Königtum. Bahnbau hatte militärische Relevanz, und so gingen wieder einige Jahre ins Land, bis das schon längst beschlossene wirklich begonnen wurde. Es ist das alles wunderbar auf heutige Verhältnisse übertragbar bis in die gleich klingende Retorik hinein: es verlautbarte, dass das Projekt im Ministerium in Berlin nun "neu bewertet werde".

Wir schwierig es war, dann zu verbinden war durch Kleinstaaterei getrennt gewachsen war, zeigt die Geschichte von der Verbindung der Bahnlinien zwischen den Territorien:

Im Staatsvertrag enthalten waren nur Rahmebedingungen.

Genauer festgelegt wurden der geographische Punkt, die Höhe und der Winkel, unter dem sich die Strecken treffen sollten, zwischen den beiden Projektleitern, Oberbauinspektor Bahr aus Hannover und Eisenbahnbaumeister Voges aus Braunschweig. Allerdings wurde die Strecke zweigleisig projektiert und anfangs nur ein Gleis gebaut, wobei auf der einen Seite (Seesen bis Gittelde) das westliche und ab diesem Punkt das östliche Gleis gebaut wurde...

Welche Schwierigkeiten selbst in kleinsten Details steckten, zeigt beispielhaft die Frage der Breite der Dammkrone des Unterbaus: diese betrugen auf der einen Seite 28 hannover'sche Zoll und auf der anderen Seite 28 1/2 Braunschweiger Zoll (was aber weniger breit ist, da dies umgerechnet 27.83 hannover'sche Zoll waren).

Erst im Jahr 1871 wurde die Strecke durchgängig für Personenverkehr in Betrieb genommen, es verkehrten ab dem 1 Sept. 1871 täglich vier Personenzugpaare zwischen Herzberg und Seesen. Wobei diese Jahreszahl, nach dem gewonnen Krieg gegen Frankreich und der Reichsgründung, sicher auch kein wirklicher Zufall ist.

Einen schönen Start in die Woche wünscht
gonz
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KlausD
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Re: Von den Bahnen im und am Harz

#4 Beitrag von KlausD »

Trotz aller kleinkrämerischen Probleme sind die Strecken damals, in intensiver Handarbeit mit Gastarbeitern, fast ohne Maschinen, in schwierigem Gelände, viel schneller fertiggeworden als heute z.B. die Strecke Halle/S. - Nürnberg ;) :?:

LG KlausD
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143er
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Re: Von den Bahnen im und am Harz

#5 Beitrag von 143er »

Und jetzt vergleichen wir mal den Aufwand nicht wahr? Höchstgeschwindigkeit, Anzahl der Streckengleise, Lärmschutz, Signaltechnik, Oberleitung, ....

Mfg 143er,
Moritz
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gonz
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Re: Von den Bahnen im und am Harz

#6 Beitrag von gonz »

Klar, insofern ist das plakativ und sind Schlaglichter... :) - und der Vergleich ist schwierig...

Trotz aller kleinkrämerischen Probleme sind die Strecken damals, in intensiver Handarbeit mit Gastarbeitern, fast ohne Maschinen, in schwierigem Gelände, viel schneller fertiggeworden als heute z.B. die Strecke Halle/S. - Nürnberg

und spätestens, wenn man an BER oder STG21 denkt => war alles fein

PS.: Wobei STG21 wieder eine andere Preisklasse ist... ich merk grad wieder, warum ich das alles so schwierig finde, am einfachsten ist es natürlich dann immer noch, sich auf das berichten von kleinen Mosaikbausteinchen zu beschränken, die in Summe dann vielleicht doch ein Bild ergeben wenn man das Puzzle geduldig genug zusammensetzt.
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